Schreibschrift
In manchen Ländern lernen die Kinder in der Schule angeblich nur eine Druckschrift,
deren Buchstaben sie dann später, wenn sie rascher und flüssiger
schreiben,
miteinander im eigenen Stil verbinden - so, wie es ihrer Hand liegt und ihnen gefällt.
So sollen persönliche Handschriften entstehen, die trotzdem allgemein lesbar
sind,
weil die gründlich erlernte Druckschrift in stabilen Grundformen der Schreibschrift
durchschlägt.
Auch bei uns gibt es Ansätze dazu, Kinder ihre Druckschrift nach eigenem Geschmack
in eine verbundene Schrift verwandeln zu lassen.
Noch ist offen, wie gut, vor allem aber auch wie zuverlässig das gelingen kann.
Das bewusste Gestalten der eigenen Handschrift verlangt soviel bewusste
Formwahrnehmung, Stiftbeherrschung und ausdauernde Übung, wie sie
wenige Grundschulkinder haben.
Im allgemeinen müssen die Kinder in Deutschland nach der Druckschrift eine Schreibschrift
lernen,
deren Buchstabenformen und -verbindungen im Lehrplan festgelegt sind.
Vielfach gilt diese zweite Schrift den Kindern und der Schule erst als die eigentliche Schrift,
die als Ausgangsschrift für eine eigene Handschrift gelernt werden soll.
Wenn Anfänger aber ringsum sehen, dass die Ausgangsschrift, auf die sie selbst verpflichtet werden,
in den schwer lesbaren, unschönen Handschriften der Großen nicht mehr zu erkennen ist,
können sie schwer einsehen, dass sie selbst sich Mühe geben
und schön schreiben sollen.
Eltern, die bei ihren Kindern auf eine gute Schrift Wert legen,
weil sie wissen, dass eine flüssige
und zugleich leserliche Handschrift
ihrem Kind in seiner ganzen Schulzeit hilft, haben einen schweren
Stand,
wenn die Schuzle der Schrift der Kinder keine Aufmerksamkeit schenkt und kein Maß
setzt.
Umgekehrt kann Gleichgültigkeit der Eltern gegenüber der Kinderschrift
auch die
die Anstrengungen und die Autorität der Schule in Bezug auf die Kinderschrift untergraben.
In Deutschland sind z.Zt. drei verschiedene Schreibschriften als Ausgangsschriften
üblich:
die Lateinische Ausgangsschrift (LA)
die Schulausgangsschrift (SAS)
die Vereinfachte Ausgangsschrift (VA)
Auf welche dieser Schreibschriften werden die Kinder verpflichtet?
Das variiert zwischen den Bundesländern, manchmal von Ort zu Ort,
von Schule zu Schule
oder sogar in einem Schulhaus von Klasse zu Klasse.
Allen Schreibschriften ist gemeinsam, dass die meisten der einzelnen
Buchstaben
den Druckbuchstaben ähnlich sind und sich aus ihnen ableiten lassen.
Sie sind formähnlich, und die Schreibbewegung für den neuen
Buchstaben
ist im Idealfall eine nur leichte Variation der Bewegung,
mit der man den Vorgänger Druckbuchstabe geschrieben hat.
Der entscheidende Gedanke:
Kinder sollten die erste Schrift, die Druckbuchstaben, nicht irgendwie
abmalen oder nachbauen, sondern gleich so zu schreiben lernen,
dass die Buchstaben der zweiten Schrift, der Schreibschrift,
daraus abgeleitet werden können, so weit das möglich ist.
Damit vermeiden wir Verwirrung und Verwechslung von Buchstaben und
schaffen Voraussetzungen für formstabile, gut lesbare Handschriften.
Nicht zuletzt:
Wer so schreibt, kann stolz sein auf sich und sein Werk.
Häufig entscheiden sich Kinder, die am Ende ihrer
Grundschulzeit unzufrieden sind mit eigenen Schreibschrift,
grundsätzlich nur noch Druckschrift zu schreiben, wenn ihnen das
gestattet wird.
Von da aus entwickeln sie ihre eigene Handschrift, deren
Buchstaben sich wechselnd an Druck- oder Schreibschriften anlehnen.
Für manche Formen und Verbindungen entscheiden sie sich
bewusst, andere ergeben sich aus dem individuellen Schreibfluss. Solche
Kinder sind aber schon geübte und bewusste Schreiber, keine
Anfänger mehr.
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