Plausibles Pensum

Ein Pensum gibt an, was in einer bestimmten Zeit zu lernen ist,
was geschafft werden soll.

Kennt man sein Pensum, kann man seine Kräfte darauf sammeln,
sie einteilen und die Anspannung entschieden durchhalten.

Ist das Pensum erfüllt,
löst sich die Anspannung der Arbeit in Wohlgefühl.
Das befriedigt und macht Appetit auf das nächste Pensum.

 
Jeder einzelne unser 26 Buchstaben ist so ein Pensum, ein kleines Pensum,
eins, das man wahrscheinlich in einem Schwung schaffen kann.
Vielleicht braucht man für die ersten Buchstaben noch einen langen Atem,
aber Buchstabe um Buchstabe wird immer leichter zu lernen sein,
weil Auge und Hand die wiederkehrenden Formelemente
bald schon als etwas Geübtes wiedererkennen.

Die Buchstaben sind ein plausibles Pensum, weil man sehen und spüren kann,
worum man sich bemüht, wie es allmählich immer besser gelingt,
wie man das neue bald frei mit älterem Können mischen kann
und schließlich mit einem einzigen weiteren Buchstaben
sich viele ganz neue Wörter zusammensetzen lassen.
Erst nur wenige, bald mehr und schließlich unendlich viele.



Eine Aufgabe der LehrerInnen ist es, Kinder zu unterstützen,
ihr Pensum zu Ende zu bringen, es nicht abzubrechen und liegenzulassen.
Sonst bleibt nicht die Ermutigung durch das Wohlgefühl nach einer lohnenden Anstrengung,
sondern die Erinnerung an vergebliche Mühen zurück.
Abbrecher sind nachhaltig frustriert und beginnen neue Aufgaben mit nur halber Kraft.

Jeder einzelne Buchstabe aber, den man sich achtsam und bis zur Geläufigkeit angeeignet hat,
ist stabiles, ermutigendes, kräftigendes Können.
Man freut sich daran, genießt sich selbst im achtsamen Schreiben
und ist stolz auf das, was sich auf dem Papier zeigt und bleibt.

So wird die Schrift als das von eigener Hand Geschriebene zum plausiblen Pensum,
das auch Modell sein kann für die Bewältigung größerer Aufgaben.