DIE KINDER

Die Kinder sind sehr verschieden!
Schon wenn zwei miteinander aufwachsen, merkt man das täglich.

Dem einen schmeckt, was die andere kaum kosten mag.
Der einen bekommt, was dem anderen Bauchweh macht.
Der eine begreift schnell, was der anderen ewig fremd bleibt.
Die eine kann längst, was den anderen noch nicht interessiert.
Der eine will gerne, wogegen die andere sich sträubt.

Je mehr Kinder beisammen sind, 
desto mehr Unterschiede und Widersprüche treffen aufeinander.
Zum Glück aber reibt man sich nicht nur aneinander, 
sondern spielt und lernt oft auch miteinander besser als allein.
Und Eigensucht verstummt, wenn gemeinsame Ziele erreicht werden sollen 
und die Freude auf’s Miteinander stärker ist als der Wunsch, 
sich selbst zu bedienen oder in Szene zu setzen.
Davon, dass das geschieht, träumen wohl alle Kinder.
Warum sonst sollten die meisten Geschichten, die sie erzählen, 
wenn sie sich eines Tages ans Geschichtenschreiben machen, 
in Einverständnis und Freundschaft enden?

Leicht sind Einverständnis und Freundschaft zu gewinnen,
wenn man sich die Anderen aussuchen kann.
Schwierig kann es werden, wenn man Tag für Tag 
in Kindergarten oder Schule mit vielen anderen, fremden Kindern 
auskommen und zusammenwirken soll,
Kindern, die einem nicht unbedingt alle lieb und bequem sind.
Da können gemeinsame Vorhaben und Aufgaben segensreich wirken,
wenn die Erwachsenen dafür sorgen,
dass alle Kinder genug vom großen Guten abbekommen und etwas lernen,
dass alle gemeinsame Ziele erreichen,
dass alle gleichberechtigt etwas teilen, das ihnen allen wertvoll ist.

Mit den Buchstaben als Elementen unserer Schriftkultur öffnet sich ein Kulturraum,
der in diesem Sinne geteilt werden und alle umfassen kann.
Die Kinder erleben Zugehörigkeit und Geborgenheit,
wenn ihnen die Welt der Schriftsprache als geteilte Welt vertraut wird.
Dass sie die Buchstaben beherrschen, sie selber lesbar schreiben können,
gibt ihnen auch ein wenig Macht in dieser Welt.
Darin sind sich alle Kinder gleich.

Kinder vor der Schule

Wie aber lernen Kinder vor der Schule, die Buchstaben so zu schreiben,
dass sie für jedermann eindeutig lesbar sind?
Durch Nachahmung!
Sie ahmen nach, was sie diejenigen tun sehen, die schreiben können.
Sie ahmen die Formen der Buchstaben nach, die sie sehen.
Sie lassen sich zeigen, wie man bestimmte Buchstaben richtig schreibt.
Nur sehr ungern aber lassen sich die meisten Kinder korrigieren,
wenn sie sich etwas durch eifrige Nachahmung und Übung angeeignet haben
und meinen: Das kann ich jetzt!

Wir müssten ihnen also Gelegenheit geben, von Anfang an richtig zu lernen,
was sie nicht einfach irgendwie machen sollten: das Schreiben der Buchstaben! 
Ohne Vorbild oder Anleitung beginnen viele Kinder die meisten Buchstaben von unten her. 
Es ist aber sinnvoller, die meisten Buchstaben von oben her zu schreiben.

Ist den Buchstaben,
die wir den Kindern
zur Nachahmung anbieten,
leicht erkennbar eingeschrieben,
wo sie mit dem Stift beginnen und
wie sie die Linie führen sollen,
werden sie es in der Regel
genau so machen wollen,
also die Vorbildbuchstaben
möglichst genau nachahmen.

Vor der Schule sollte es genügen, ihnen die Vorbilder bereit zu stellen 
und deren Eingenart  mit ihnen zu betrachten und zu besprechen.
Dafür ist unser Posterpaar gedacht.
Man kann die Poster in der Schriftecke der Kita oder im Kinderzimmer aufhängen.
Sie schmücken und laden ein, sich selbstständig schlau zu machen.

Stifte im Griff

Einem Kind den Schreibstift richtig in die Hand zu geben, ist nicht einfach.
Besonders dann nicht, wenn seine Hand schon einen falschen Griff gewöhnt ist.
Das Kind muss selbst entschieden zugreifen, es selber richtig machen wollen.
Wie kann es das, wenn es gar nicht weiß, wie es richtig ist? 
Besonders, wenn seine Hand womöglich schon  einen falschen Griff gewöhnt ist. 

Damit Kinder den richtigen Griff leichter erkennen
und ihn mit dem Griff der eigenen Hand vergleichen können,
haben wir eine linke und eine rechte Kinderhand mit Stift so fotografiert,
wie das Kind die eigene Hand sieht.
„So halten Schulkinder den Stift, wenn sie leicht und locker schreiben!“
Dem folgt man lieber, als einer Korrektur mit solchen Sätzen:
„Du machst es falsch!“ 
„Sooo ist es richtig!“

Unser Posterpaar bieten den richtigen Griff zur Nachahmung an.
Erwachsene sollten ihren eigenen Griff prüfen und kritisieren
und sich vielleicht sogar als Vorbild in Frage stellen:
„Leider hab ich mir das falsch angewöhnt. Mach du es besser!“

„Schau Dir mal an,
wie dein Buchstabe
genau geschrieben
werden möchte!“

So stiftet man taktvoll
eine Beziehung
zwischen Kindern
und Buchstaben.
„Vergleich noch mal
deine Hand
mit der Hand
auf dem Plakat!“

Das mag genügen,
wenn ein Erwachsener
den Griff eines Kindes
korrigieren möchte.

Das Posterpaar können Sie hier bestellen.


Kinder in der Schule

Wenn man erst in der Schule ist, kann man nicht mehr vermeiden,
schreiben zu lernen, auch wenn man keine Lust dazu hat,
weil die eigene Hand ungeübt und ungeschickt ist und ihr die Buchstaben
nicht so gelingen, wie die Vorbilder es haben wollen
oder wie andere Kinder es längst können.

Da mag es als Erleichterung erscheinen, wenn die Lehrerin zufrieden ist
mit Buchstaben, die nur so ungefähr den Vorbildern entsprechen.
Aber sie tut den Kindern damit keinen Gefallen!

Die erste Lehrerin muss ihren Schulkindern helfen,
sich eine klare, formstabile, flüssige Schrift anzueignen.
Diese Aufgabe müssen Schulkinder annehmen und durchhalten,
wenn ihre Schulbildung ein solides Fundament bekommen soll.

Die Lehrerin muss diese Aufgabe stellen und die Kinder dabei unterstützen,
sie anzunehmen und durchzuhalten. Das ist ihre Aufgabe!

Darin wird sie durch achtsam schreiben lernen unterstützt.
Die Poster machen ihre Anleitung eindeutig und geben ihr Autorität.
Das Heft zeigt, was das Pensum umfasst und wann man es geschafft hat.
Seite um Seite sammelt das Kind in seinem Heft sichtbares Können, auf das es stolz sein darf.

Kinder, deren Familiensprache nicht DEUTSCH ist, muss besonders geholfen werden.
Hinweise dazu unter Andere Familiensprachen.